Lernst Du gerade ein neues Musikinstrument, zeichnest Du für Dein Leben gerne oder würdest Du gerne Dein Hobby zum Beruf machen? Dann müssen Deine Leistungen aus der Masse herausstechen und sich deutlich abheben. Doch wie kannst Du solch außergewöhnliche Leistungen vollbringen und ist dafür Übung allein ausreichend?

Erfahre in diesem Ratgeber, was es mit der 10.000 Stunden Regel auf sich hat und ob Übung allein ausreicht, um ein Meister seines Faches zu werden.

Was besagt die 10.000 Stunden Regel?

„Übung macht den Meister“ lautet ein bekanntes Sprichwort. Nach diesem musst Du nur lang genug üben und Dich einem Thema widmen, um ein Experte auf dem Gebiet zu werden. Damit wird gerne gerechtfertigt, dass ein Studium nun mal einiges an Disziplin benötigt und ein hoher Aufwand damit verbunden sein wird. Konkret besagt die 10.000 Stunden Regel, dass Du diese Zeitmenge investieren musst, um ein Meister zu werden.

10.000 Stunden Regel - Schach
Reichen 10.000 Stunden Übungszeit aus, um zum Schachgroßmeister zu werden?

Häufig bezieht sich diese Regel auf das Ausüben von Hobbys. Damit wird etwa gesagt, dass Maler, Musiker oder Sportler 10.000 Stunden üben bzw. trainieren müssen, um zur Weltspitze zu gehören. Doch auch auf andere Bereiche ist diese Regel anwendbar. Sei es beim Studium oder im Beruf. Indem Du nur diese Zeit investierst, wirst Du Deine Ziele verwirklichen und eine Leistung verbringen, mit der Du zur Weltspitze gehört.

Außer Acht gelassen werden bei dieser Betrachtung das Talent und andere Voraussetzungen. Laut der Regel ist lediglich die Zeit ein wesentlicher Einflussfaktor, welcher in einen Zusammenhang mit der Leistung gesetzt wird.

Worauf ist die 10.000 Stunden Regel zurückzuführen?

Die Grundlage der 10.000 Stunden Regel ist dem Autor Malcom Gladwell zu entnehmen. Dieser stellte diese Theorie in seinem Buch „Outliers: The Stoy of Success“ dar. In Deutschland ist das Buch auch unter dem Titel „Überflieger“ bekannt. Es wurde im Jahre 2008 veröffentlicht und seitdem ist es Basis zahlreicher Theorien, die sich auf die Leistungsfähigkeit beziehen.

Gladwell griff in diesem Buch eine Studie des schwedischen Psychologen K Anders Ericsson auf. Innerhalb derer sollten die Forschungsergebnisse zeigen, dass die 10.000 Stunden Regel wissenschaftlich bewiesen sei. Ericsson selber widerspricht der These jedoch und distanziert sich von der Behauptung, dass eine Übungsdauer von 10.000 Stunden allein ausreichend sei, um zum Meister aufzusteigen.

So populär das Buch und die 10.000 Stunden Regel sind, so kontrovers werden diese diskutiert. Denn eine wirklich wissenschaftliche Grundlage gibt es hierfür nicht. Ist es also doch nicht so einfach zum nächsten Mozart oder Beethoven zu werden?

Macht Übung Dich automatisch zum Meister?

Die 10.000 Stunden Regel arbeitet sehr vereinfachend, wenn es darum geht die Leistung zu erklären. Nach dieser ist einzig der Zeitaufwand maßgeblich dafür, dass man zum Meister, Experten oder Champion aufsteigt. Vernachlässigt wird hierbei allerdings, dass die Stunden unterschiedlich intensiv genutzt werden können. Auch das Talent als Faktor wird nicht einbezogen.

Wie ist es sonst zu erklären, dass Naturtalente wie Mozart schon im Kindesalter zu den besten Musikern gehörten, obwohl diese noch gar nicht diese Übungszeit hätten investieren können?

Denn wird die 10.000 Stunden Regel auf die Übungszeit runtergebrochen, bedeutet dies, dass bei einer Übungsdauer von 4 Stunden am Tag rund 10 Jahre notwendig sind, um zum Experten aufzusteigen. Kannst Du Dir vorstellen, etwa jeden Tag 4 Stunden am Klavier zu üben, egal ob Du motiviert bist oder nicht?

Bekannte Beispiele beweisen, dass solch eine Übungsdauer nicht festgeschrieben ist. Neben Mozart gibt es auch weitere Naturtalente, die wesentlich weniger Übungszeit benötigen, um mit der Weltspitze mitzuhalten.

Dies lässt sich sogar mit einer Studie untermauern, bei der der Erfolg von argentinischen Schachspielern betrachtet wurde. Nach der Studie benötigten die langsamsten Spieler rund 8-mal mehr Übungsstunden, um das Spitzenniveau zu erreichen. Damit gibt es also eine Reihe von Spieler, die wesentlich weniger Zeit in das Schachspiel investieren mussten, um zu den Besten des Landes zu gehören.

Dass die Übungsdauer noch nicht so viel über die letztliche Leistungsfähigkeit aussagt, beweist eindrucksvoll auch ein Selbstversuch des ehemaligen Fotografen Dan McLaughlin. Dieser wollte selber der 10.000 Stunden Regel auf den Grund gehen und hat sich beginnend im Jahr 2010 fortan nur noch dem Golfspiel gewidmet. Seinen Fortschritt hat er auf seiner Webseite festgehalten und nach 5.000 Stunden konnte mit einem Handicap von 2,6 ein durchaus beachtliches Zwischenfazit gezogen werden. Damit zählte er zu den 6 Prozent besten Golfspielern. Allerdings hat sich herausgestellt, dass dieses Niveau nicht mehr übertroffen werden konnte. Die nächsten 1.000 Stunden haben seine Leistung nicht merklich vorangebracht, sodass er das Golfspielen wieder aufgab. Damit wurde eindrucksvoll gezeigt, dass nur die Zeitdauer nicht der entscheidende Faktor sein kann, um zur Weltspitze aufzuschließen.

Qualität der Übungszeit

10.000 Stunden Regel - Fokus
Übungszeit allein reicht nicht aus – Du solltest vor allem konzentriert an Deiner Leistung arbeiten

Die 10.000 Stunden Regel gilt in der vereinfachten Form als widerlegt. Du selber wirst wahrscheinlich selber feststellen, dass es einen gehörigen Unterschied macht, wie Du die Übungs- oder Lernzeit verbringst. Bist Du konzentriert und motiviert, wirst Du in 2 Stunden einen wesentlich höheren Fortschritt erzielen, als wenn Du einen ganzen Tag lang Dich zwingen musst. Dann wirst Du nicht mit dem vollen Fokus bei der Sache sein und dementsprechend weniger effizient ist die investierte Zeit.

Es gilt also neben der Zeit auch die Qualität zu beachten. Möchtest Du möglichst schnell ein Instrument erlernen oder im Studium die relevanten Inhalte aufnehmen, solltest Du daher die folgenden Grundlagen verinnerlichen.

Schaffe eine förderliche Umgebung, um konzentriert Dich auf eine Sache zu fokussieren. Gehe dabei mental an Deine Grenzen und blende jegliche Ablenkung aus.

Arbeite vor allem an Deinen Schwächen. Wiederhole Deine Stärken oder die Dinge, die Du bereits gut kannst nur in geringem Maße. Um einen Fortschritt zu erzielen, solltest Du in erster Linie Deine Schwächen verbessern. Auch wenn dies weniger Freude bereitet und Du oftmals Rückschläge erlebst, wird das Trainieren der Schwächen Dich in einem größeren Maße voranbringen.

Als weitere Säule zählt dennoch die Übungszeit. Hier gilt, dass Du lieber regelmäßig üben solltest, als nur über einen geringen Zeitraum. Nimm Dir lieber einen Tag eine Stunde Zeit, als einmal in der Woche einen ganzen Tag zu investieren. Deine maximale Lernzeit liegt etwa zwischen 6 und 10 Stunden. Es bringt daher nichts, über Deine Konzentrationsfähigkeit hinaus weiter zu üben.

Motiviere Dich mit Zwischenzielen und verfolge, ob Du diese einhältst. Dadurch wirst Du Deinen Fortschritt besser erkennen und Deine Übungseinheiten entsprechend anpassen. Belohne Dich, wenn Du einen Teilerfolg erreichst. Dadurch bleibst Du motiviert und wirst eher Dein Ziel verfolgen.

Vertraue also nicht der Quantität der Übungszeit, sondern vor allem der Qualität. Hierbei steht die Konzentration im Vordergrund und dass Du Dir einen detaillierten Lernplan erstellst.

Einfluss des Talents

Die Realität ist nicht immer fair. Daher muss auch erwähnt werden, dass selbst mit der gründlichsten Planung und dem größten Ehrgeiz es nicht immer möglich sein wird, dass Du zu den Besten gehörst.

Hierzu gibt es zahlreiche Studien, die ausgewertet wurden und den Zusammenhang zwischen der Übungszeit und der Leistung aufgriffen. Als Ergebnis konnte der Psychologie-Professor David Z. Hambrick beschreiben, dass rund 20 Prozent der Spitzenspieler bereits mit einer Übungszeit von weniger als 5.000 Stunden zu der Spitzengruppe zählten. Hierbei beruft er sich in erster Linie auf Musiker und Schachspieler.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch genügend Personen, die auch nach mehr als 10.000 Stunden es nicht geschafft hätten zu dieser Spitzengruppe aufzuschließen. Sie würden weiterhin im „Mittelmaß“ verharren. Dies betraf sogar einen relativ großen Anteil von 34 Prozent.

Demnach scheint die Übungszeit für diese Personengruppe kaum ein Gradmesser zu sein, um jemals das Spitzenniveau zu erreichen. Sie könnten noch so viel Zeit investieren, so gut wie andere Spieler würden sie wohl nie werden. Dies mag sich zwar hart anhören, entspricht aber nun mal der Realität.

Als unterscheidender Faktor wird das Talent genannt. Es scheint so, als wären manche Personen einfach von Natur aus aufnahmefähiger und erzielen selbst bei einer geringeren zeitlichen Investition einen höheren Fortschritt. Talent ist ein umfassender Begriff und kaum greifbar. Er wird aber als Erklärung dafür herangezogen, weshalb diese Unterschiede auftreten und dass diese Veranlagung bereits von der Geburt an besteht.

Eine weitere Studie versucht den Einfluss der Übungszeit auf das spätere Leistungsniveau zu quantifizieren. Dabei konnten folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

  • Bei Sportlern besitzt die Übungszeit einen Anteil von 20 bis 25 Prozent am späteren Erfolg
  • Bei Musikern liegt der Einfluss der Übungszeit bei rund 21 Prozent
  • Große Diskrepanzen bestehen hingegen im Berufsleben – Hier besitzt die Übung nur einen Einfluss von ca. 1 Prozent am späteren individuellen Erfolg

Damit sollte klar sein. Es zählt nicht unbedingt wie viel Aufwand Du betreibst, sondern wie effizient dieser ist. Investiere lieber etwas weniger Zeit in Dein Hobby, aber sei dafür fokussierter. Übe regelmäßig und arbeite vor allem an Deinen Schwächen. Dann wirst Du eher Fortschritte erkennen, als wenn Du den ganzen Tag nur halbherzig bei der Sache bist. Die 10.000 Regel als solche gilt als widerlegt und die zeitliche Qualität steht klar im Vordergrund, wenn Du Deine Leistungsfähigkeit verbessern möchtest.

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