Als Raucher wirst Du wahrscheinlich die Angewohnheit haben, dass Du unter Stress vermehrt zu dem Glimmstängel greifst. Stellt die Arbeit eine hohe Belastung für Dich dar oder gibt es in der Beziehung Probleme, kann das Rauchen ein Weg sein, um mit diesem Stress umzugehen. Doch hilft das Rauchen gegen den Stress und kann es die Nerven beruhigen?
Bei Stress wird vermehrt geraucht
Stress stellt für jeden Menschen eine Belastung dar. Zumindest wenn er über einen längeren Zeitraum anhält, wird er negative Auswirkungen auf Dich besitzen. Du fühlst Dich innerlich ausgebrannt und verfügst über weniger Energie. Als Folge können ein Burn-Out und sogar Depressionen auftreten.
Um diesen negativen Folgen zu entkommen, nutzen Raucher die Zigarette als Instrument, um diesen Problemen zu entfliehen. Das Rauchen wird hierbei als Ersatzhandlung verstanden, mit der für einen Moment eine Pause eingelegt wird. Sitzt Du gerade an einer schweren Aufgabe im Büro und weißt nicht weiter, könnte das Verlangen nach der Zigarette steigen. Als kurzer Moment, um auf andere Gedanken zu kommen und eine Pause einzulegen, wird die Zigarette gerne genommen.
Das Rauchen wird beim Stress daher als Möglichkeit angesehen, die Belastung zu senken. Dabei geht es noch nicht einmal um das Nikotin, sondern allein die Tatsache, dass die stressvolle Aufgabe unterbrochen wird. Die Zigarette hilft dabei, dem Tag eine gewisse Struktur zu geben. Während des Rauchens vergisst Du die Probleme und kannst auf andere Gedanken kommen.
Versuchst Du mit dem Rauchen aufzuhören, wirst Du dieses Phänomen besonders stark wahrnehmen. Stehst Du unter Stress, fehlt Dir plötzlich diese Handlung, um Dein Stresslevel zu senken. Daher wird häufig empfohlen, sich andere Tätigkeiten anzugewöhnen. Du kannst zum Beispiel einen Kaugummi kauen oder mit den Händen auf etwas herumkneten. Vermeiden solltest Du, den Stress mit anderen ungesunden Mitteln zu bekämpfen, wie etwa dem übermäßigen Konsum von Süßigkeiten.
Stress und das Verlangen nach einer Zigarette stehen also in einem engen Zusammenhang. Das Rauchen gewährt Dir einen kurzen Moment der Ablenkung, sodass Du Dich nicht mehr belastenden Situation aussetzen musst.
Stress führt zu Kontrollverlust
Unter Stress geraten Körper und Geist in eine Art „Notfallprogramm“. Mit dem Stress ist das unmittelbare Überleben verbunden, da eine Gefahr wahrgenommen wird. Dies führt dazu, dass nicht mehr komplett rationale Entscheidungen getroffen werden.
Würdest Du Dich in einer bedrohlichen Situation wiederfinden, sind schnelle Entscheidungen gefragt. Du musst auf der Stelle wissen, was zu tun ist, um das Überleben zu sichern. Würdest Du zu lange warten, wäre dies in jedem Fall mit einem unglücklichen Ausgang verbunden.
Um schneller Entscheidungen zu treffen, werden unter der Stressbelastung bestimmte Kontrollmechanismen übersprungen. Menschen neigen dazu impulsiver zu handeln und weniger über die Auswirkungen nachzudenken. Die Zukunft spielt dabei kaum eine Rolle mehr und es wird vermehrt in der Gegenwart gelebt.
Ist Dir bewusst, welch schädliche Auswirkung das Rauchen hat, wirst Du es bisher auf ein Minimum reduziert haben. Anstatt unaufhörlich an einer neuen Zigarette zu ziehen, hast Du probiert das Rauchen noch unter Kontrolle zu behalten.
Stehst Du jedoch unter Stress, wird diese Kontrollfunktion teilweise ausgesetzt. Du achtest weniger auf Deine Gesundheit und auch das Rauchen wird kaum eingeschränkt. Damit einher, gehen Handlungen, die sich insgesamt negativ auf Deine Gesundheit auswirken. Neben dem Rauchen könntest Du etwa vermehrt Alkohol trinken und weniger Sport treiben.
Mit dem Stress ist also im Allgemeinen eine ungesündere Lebensführung verbunden. Als Raucher ist dies gerade gefährlich, da mehr Zigaretten konsumiert werden, welche den Körper belasten.
Wie wirkt das Rauchen bei Stress
Dass Raucher mit der Zigarette einen geringeren Stress empfinden, wurde zum Teil mit den kleinen Pausen erläutert. Durch das Rauchen wird die Tätigkeit kurz unterbrochen und es findet eine Ablenkung statt. Doch hat das Nikotin auch eine direkte Wirkung und trägt es zur Entspannung bei?
Hierzu ist die Betrachtungsweise der Wirkung des Nikotins auf Raucher und Nichtraucher interessant. Denn Raucher unterliegen hierbei den gleichen Effekten, wie es bei jeder Droge der Fall ist.
Nikotin bei Nichtrauchern
Wer zum ersten Mal eine Zigarette raucht, wird sich dabei kaum wohlfühlen. Durch das Nikotin und den anderen Giftstoffen werden körperliche Beschwerden hervorgerufen. Es können Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten. Auch der Magen ist mit dem Nikotin wenig vertraut und könnte darauf empfindlich reagieren.
Beim Nikotin handelt es sich um ein starkes Nervengift. Wird dieses mit der Zigarette aufgenommen, ist der Körper damit überfordert. Es tritt kein Entspannungseffekt auf und im Gegenteil, werden Beschwerden eintreten. Damit scheint der entspannende Effekt des Nikotins widerlegt zu sein.
Auswirkung des Nikotins bei Rauchern
Bei Rauchern ist dies jedoch nicht zu beobachten. Sie haben sich langsam an die Menge des Nikotins gewöhnt und der Körper ist besser in der Lage mit dieser Belastung umzugehen. Symptome wie Übelkeit oder Kopfschmerzen treten nur noch selten auf und werden kaum mit dem Rauchen assoziiert.
Nimmt ein Raucher das Nikotin auf, befriedigt er damit seine Sucht. Das Verlangen geht auf ein Minimum zurück und die nächste Zigarette ist noch in weiter Ferne. Mit der Zeit wird jedoch das Verlangen immer größer. Je nach Rauchverhalten kann dies schon nach wenigen Minuten einsetzen. Da die Sucht aber nicht immer unmittelbar befriedigt wird, steigt das Verlangen nach und nach.
Einher geht das Verlangen mit einem Stress. Die Sucht nicht zu befriedigen stellt für Körper und Geist in dem Moment eine Belastung dar, welche sich in einem höheren Stress äußert.
Wird endlich die lang ersehnte Zigarette geraucht, fällt auch der Stress schlagartig ab. Damit wird dem Gehirn eine Belohnung signalisiert und der Raucher fühlt sich in diesem Moment besser. Mit dem Rauchen wird daher ein positives Gefühl verbunden. Wann immer Du unter Stress stehst, möchtest Du mit dem Rauchen diese Belohnung auslösen, um Dich besser zu fühlen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass Nikotin den Stresslevel insgesamt nicht vermindert. Durch das Rauchen wird nur der Stress reduziert, welcher erst durch das Suchtverlangen auftritt. Ohne die Sucht würde der Stress erst gar nicht entstehen, sodass insgesamt eine niedrigere Stressbelastung vorliegen würde.
Gut lässt sich dies am Beispiel einer längeren Zugfahrt oder eines Fluges beschreiben. Raucher haben hierbei das Problem, dass Sie während der Fahrt nicht zur Zigarette greifen können. Je länger die Fahrt dauert, desto höher wird das Verlangen und damit auch der Stress. Endlich am Ziel angekommen, wird zuerst zur Zigarette gegriffen und endlich die Sucht befriedigt. Damit wird verbunden, dass der Reisestress dank des Rauchens gelindert wurde.
Im Vergleich dazu empfindet ein Nichtraucher diesen gesteigerten Stress erst gar nicht. Ihn stellt die Zugfahrt vor keine besondere Herausforderungen. Sein Stresslevel bleibt die gesamte Zeit über auf einem niedrigeren Niveau.
Dass der Raucher seinen Stress dank der Zigarette in den Griff bekommt, ist also nur eine Illusion. Er senkt mit dem Rauchen nur den Stress, welchen er ohne Suchtverlangen gar nicht hätte. Damit sollte klar sein, dass das Rauchen kein probates Mittel ist, falls Du unter Stress stehst.
Mit dem Stress umgehen
Anstatt zu rauchen, solltest Du andere Wege und Möglichkeiten finden, um mit dem Stress fertig zu werden. Denn klar ist, dass die Zigarette Deine Gesundheit schädigt und langfristig eine viel größere Belastung darstellt.
Der Mensch versucht in Stresssituationen auf einstudierte Gewohnheiten zurückzugreifen. Diese vermitteln Sicherheit und scheinen einen Ausweg darzustellen. Daher solltest Du andere Mittel finden, auf die Du zurückgreifen kannst. Dies könnte etwa der erwähnte Stressball sein oder ein Kaugummi.
Bist Du Dir im Klaren darüber, dass das Rauchen insgesamt keine Entspannung bietet, sondern durch das Suchtverlangen den Stress fördert, wird dies eine wichtige Erkenntnis darstellen, die Dir zeigt, dass die Belohnung des Rauchens nur vorgegaukelt ist. Dann wird es Dir leichter fallen auf die Zigarette zu verzichten und lieber anders mit dem Stress umzugehen.